Plastische und Rekonstruktive Chirurgie
Plastische-und Rekonstruktive Chirurgie
Ich hatte ein sehr interessantes Gespräch mit Herrn Dr. Klaus Schrögendorfer, dem Leiter der Ambulanz für Brustrekonstruktion an der Klinischen Abteilung für Plastische Chirurgie, Universitätsklinik Chirurgie im AKH Wien.
Er war so nett, mir ein Interview zu geben. Darüber möchte ich in diesem diesen Blog berichten.
Mona: Herr Dr. Schrögendorfer, was genau versteht man unter Plastischer- und Rekonstruktiver Chirurgie?
Dr. Schrögendorfer: Bei der plastischen- und rekonstruktiven Chirurgie handelt es sich nicht in erster Linie um Schönheitschirurgie – wie vielfach angenommen – sondern vor allem um Wiederherstellungschirurgie nach z.B. Brustoperationen, Unfällen oder Tumorerkrankungen u.v.m. Zusätzlich bieten wir an unserer Abteilung im AKH im Rahmen meiner Ambulanz bzw. der Ambulanz für Brustrekonstruktion auch die chirurgische Behandlung von Lymphödemen an, was den wenigsten Menschen bekannt ist.
Mona: Was wird bei der Lymphödem-Chirurgie gemacht ?
Dr. Schrögendorfer: Mit den entsprechenden Konzepten kann PatientInnen mit fortgeschritten Lymphödemen geholfen werden. Mit der Lymphödem-Chirurgie kann man aber auch eingreifen, bevor es noch zu einem massiven Lymphstau gekommen ist. Es handelt sich dabei um eine supramikrochirurgische Technik, bei es möglich ist, den Lymphabfluss zu verbessern bzw. wiederherzustellen.
Mona: Das klingt sehr interessant. Ich fände es sehr wichtig, diese Informationen einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Müssen PatientInnen diesen Eingriff selbst bezahlen ?
Dr. Schrögendorfer: Nein, sowohl die Lymphödem-Chirurgie als auch die plastisch- wiederherstellenden Eingriffe an der Brust werden von der Krankenkasse bezahlt.
Mona: Das sind gute Nachrichten. Ich möchte noch einmal zurückkommen auf die Plastische- und Wiederherstellungschirurgie. Was kann man hier alles machen ?
Dr. Schrögendorfer: Es gibt die verschiedensten Möglichkeiten. Es kann im Zuge einer Brustkrebs-Operation – abhängig von der Art und Größe des Tumors – eine Sofortrekonstruktion durchgeführt werden, d.h. in der gleichen Operation bei der die Brust entfernt werden muss, wird die Brust wiederhergestellt. Hier ist eine intensive und gute interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendig. Aber auch nach einer kompletten Amputation ist zu einem späteren Zeitpunkt eine Brustrekonstruktion möglich. Es ist nie zu spät so eine Entscheidung zu treffen und als ersten Schritt ein Gespräch mit dem Spezialisten zu suchen. Ebenso gibt es Feinkorrekturen bei kleinen Makeln, wie Asymmetrie, verzogener Brustwarze oder Narbeneinziehung. Ziel ist es ein optimales ästhetisches und für die Patientinnen zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen.
Mona: Warum kommen PatientInnen nicht gleich in diese Abteilung ?
Dr. Schrögendorfer: Die Behandlung von Tumorerkrankungen an der Brust werden heute in spezialisierten und zertifizierten Brustgesundheitszentren wie z.B. hier an der MedUniWien im AKH Wien durchgeführt. In diesen Zentren arbeiten Spezialisten aus den Fächern Chirurgie, Gynäkologie, Onkologie, Pathologie, Strahlentherapie und Plastische Chirurgie eng zusammen. Wir sind hier ein zertifizierter Kooperationspartner.
Trotz fortgeschrittener Techniken und bester „Onko-Chirurgischer“ Behandlung kann es dennoch vorkommen, dass PatientInnen mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind (zB: Volums-Asymmetrie). Der Gang zum Plasitschen Chirurgen steht jedem jederzeit offen. So können auch zu jeder Zeit Gespräche mit dem Plastischen Chirurgen gesucht werden. Diese sind in der Ambulanz für Brustrekonstruktion der Plastischen Chirurgie im AKH möglich.
Mona: Haben Sie auch eine Privatordination?
Dr. Schrögendorfer: Ja
Wichtig ist, dass die wesentliche Triebfeder für die Brustrekonstruktion immer die Patientin selbst ist.
Mona: Wie meinen Sie das?
Dr. Schrögendorfer: Es kommt vor, dass sich hinter dem Wunsch nach Wiederherstellung der Brust der Versuch eine Partnerschaft zu retten verbirgt. Das ist nicht die richtige Voraussetzung für einen Eingriff.
Die körperliche Integrität und ein gutes Körpergefühl sind die Hauptgründe für eine Rekonstruktion. Wenn Frauen diese Entscheidung für sich selbst treffen, sind sie anschließend auch mit dem erreichten Ergebnis zufrieden und glücklich.
Mona: Warum entscheiden sich eigentlich relativ wenige Frauen für eine Rekonstruktion?
Dr. Schrögendorfer: Erstens ist noch Informationsbedarf über die verschiedenen Möglichkeiten für Frauen notwendig, zweitens schreckt mitunter eine lange Operationszeit von 6-8 Stunden bei Eigengewebe-Transplantation viele ab.
Man darf aber dabei nicht vergessen, dass es auch zusätzliche Vorteile gibt – wie z.B. ein gestraffter Bauch, gestraffter Oberschenkel, wenn von dort das Gewebe für die Rekonstruktion gewonnen wird.
Mona: Das klingt alles sehr vielversprechend. Zuletzt würde ich Sie gerne fragen: wann lehnen Sie eine Operation ab?
Dr. Schrögendorfer: Primär dort wo das Risiko, eine schwere Komplikationen zu entwickeln, zu groß ist, wie z.B: bei starken RaucherInnen und -oder Frauen mit schweren internistischen Nebenerkrankungen. Hier muss im Vorfeld geklärt werden ob eine Verbesserung der Ausgangslage möglich ist und so doch ein rekonstruktiver Eingriff in Frage kommt.
Ich möchte betonen, dass es immer wichtig ist – im Vorfeld ausgiebig alle Vor- und Nachteile abzuwägen – und dann gemeinsam das Konzept auszuwählen, das für die Lebensqualität der Patientin am besten passt und aus medizinischer Sicht sinnvoll ist.
: Vielen Dank Herr Dr. Schrögendorfer für dieses interessante und aufschlussreiche Gespräch.